SCHIEFLAGE - Damit Sie in jeder Lage schief gewickelt sind!
Das Magazin für Tabubrüche innerhalb der 30-km/h-Zone

Von Labskaus und Werdenden Göttern

Neue existentielle Erkenntnisse über Albert Camus

Justament zu seinem 100. Geburtstag wurden vier in ihrer Authentizität nicht unumstrittene Tagebucheintragungen des französischen Existentialisten Albert Camus veröffentlicht, die deutlich machen, welchen großen Einfluss eine Soiree der Kommunistischen Partei von Algier im Jahre 1936 auf das Denken des damals noch formbaren jungen Mannes gemacht haben musste. Bei dieser Gelegenheit lernte er einen namenlosen, aber stadtbekannten Derwisch kennen, der ihn noch am gleichen Abend in tiefe Hypnose versetzte. In seinem Tagebuch beschreibt Camus diesen Zustand wie folgt:

"Lange Zeit umfing mich völlige Dunkelheit und Stille. Dann verspürte ich in meinem Hals plötzlich einen leichten Würgreiz, der sich ins Unerträgliche steigerte. Vor meinen tränenden Augen zeichnete sich verschwommen das Bild eines Esstisches ab, an dessen anderem Ende eine junge, altmodisch gekleideten Frau saß, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie sagte etwas in einer Sprache, die ich nicht kannte. Ich wünschte ihr die Pest an den Hals, als ich mich gezwungen sah, eine Gabel zum Mund führen, auf der sich ein undefinierbarer, pappiger und gleichzeitig schleimiger Klumpen befand, den ich in der Folge mit großem Widerwillen runterzuschlucken versuchte. Mein Magen befand sich in permanenter Revolte, und der Klumpen bahnte sich wieder und wieder seinen Weg nach oben. Doch sobald er mein Gaumensegel streifte, schluckte ich ihn unter großer Kraftanstrengung wieder herunter. Dieser ewige Kampf erinnerte mich an die griechische Sage von dem Mann, der ständig den Felsen nach oben rollen musste. War es Atlas? Oder Prometheus? Ich werde es recherchieren müssen."


Das beeindruckende Erlebnis sollte Camus für den Rest seines Lebens beschäftigen. Nicht nur, dass er aus der kurzen Hypnosesequenz seine gesamte Philosophie des Absurden entwickelte – er arbeitete auch wie ein Besessener, um die persönliche Bedeutung des Gesehenen zu ergründen, wie eine Tagebuchnotiz aus dem Jahr 1947 belegt:

"Wer war dieses Paar an diesem Esszimmertisch in dieser fremden Zeit in diesem fremden Land? Waren sie Symbole meines Unbewussten? Trugbilder meiner Imagination? Oder existierten sie tatsächlich? Ich vermag Letzteres nicht zu glauben. Und doch – die Möglichkeit dieser Unmöglichkeit reizt meine Vorstellungskraft, und ich werde nicht aufhören, nach den Spuren dieser Existenzen zu suchen."


Der Durchbruch bei der Erforschung des Geheimnisses gelang Camus dann im Jahr 1959, als sich in einem Pariser Straßencafé eine dänische Touristenfamilie an seinen Nebentisch setzte:

"Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich erkannte die Sprache sofort wieder. Der Traum war also doch Realität. Ich lieh mir sofort alle Bücher aus, die ich über die dänische Kultur und Geschichte finden konnte. In einem Kochbuch fand ich das Rezept für ‚Labskaus’. Ich kochte es nach und es schmeckte tatsächlich wie schon mal gegessen."


Am 3. Januar 1960, dem Vorabend seines Todes, schien Camus das Rätsel dann endgültig gelöst zu haben:

"Der Ariadnefaden des boshaften Derwischs führte mich zielsicher durch das Labyrinth des Lebens in diese letzte Kammer der Gewissheit, um alle Grundfesten meines Unglaubens über mich einbrechen zu lassen. Ich entdeckte heute Morgen in einem Buch über berühmte dänische Persönlichkeiten das Portrait von Regine Olsen. Und es kann kein Zweifel bestehen, dass die Verlobte Kierkegaards die Frau aus meiner Vision ist. Mein erster Gedanke war ein zutiefst absurder. Hat sich der dänische Philosoph tatsächlich nur deshalb von Regine getrennt, weil sie so schlecht kochen konnte? Doch wie konnte ich mich an all das erinnern? War ich eine Widergeburt Kierkegaards? War sein Sprung ins Religiöse der Sprung in eine höhere Bewusstseinsstufe? Lebte ich nur, um seine Philosophie weiterzudenken? Gibt es vielleicht doch einen Gott? Ist dieser Gott vielleicht nicht Ursprung, sondern Telos? Ist er ein ‚werdender Gott’, wie Hölderlin schreibt? Und bin ich bloß ein Stadium dieses werdenden Gottes? Ich stehe in den Trümmern meiner Existenz, nur noch angetrieben von dem Wunsch, einen neuen Gott zu gebären, der eine bessere Welt erschaffen möge."


Am nächsten Tag kam Camus bei einem Autounfall ums Leben. Die Umstände wurden niemals restlos geklärt; es wurde über Manipulationen am Unfallwagen spekuliert.

Justament zu seinem 200. Geburtstag wurde eine in seine Authentizität nicht unumstrittene Tagebucheintragung des dänischen Existentialisten Søren Kierkegaard veröffentlicht, die deutlich macht, welchen großen Einfluss ein Traum im Jahre 1832 auf das Denken des damals noch formbaren jungen Mannes gemacht haben musste:

"Ich träumte, dass ich mich im Körper eines verwirrten, jungen Mannes wiederfand, der verzweifelt versuchte, ich zu sein. Ich setzte mich in eine futuristische Kutsche, die von unsichtbaren Pferden gezogen wurde. Die Kutsche beschleunigte zu einer unfassbaren Geschwindigkeit, und als es dem Teufel gefiel, ließ er das Gerät ins Schleudern geraten, so dass ich einen mächtigen Baum auf mich zufliegen sah. Danach umgab mich völlige Schwärze, bis ich von fremden Händen wieder ans Licht gezogen wurde. Das Licht blendete mich, ich bekam zunächst keine Luft mehr. Meine Todesangst gipfelte in einem zitternden Schmerz, doch danach spürte ich, wie sich meine Atmung langsam beruhigte. Die fremden Hände knoteten etwas an meinem Bauch zusammen und legten mich danach einer Frau in die Arme. In ihren sanften Gesichtszügen erkannte ich meine Mutter wieder, auch wenn sie um viele Jahre jünger wirkte. Was immer dieser Traum auch zu bedeuten hat – ich glaube, er ist ein Zeichen, mein Studium doch ein wenig ernsthafter zu betreiben, um ihn eines Tags vielleicht ergründen zu können ..."


Sie sind der 638670096. Besucher seit Ihr "kleines" nervliches Problem sich das letzte Mal bemerkbar machte.   

Impressum & Datenschutz


Vorheriger Artikel  : Vorheriger Monat

Impressum & Datenschutz