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Wie funktioniert eigentlich ein Bankenstresstest?

Nach den schlechten Erfahrungen des letzten Stresstests basierend auf dem weniger strengen Basel-II-Standard folgt nun in Kürze eine Neubewertung auf Grundlage des gnadenlosen Basel-III-Reformwerks. Alle Europäischen Geldinstitute müssen eine Reihe schwieriger Einzeltest bestehen, um auch weiterhin als sicher, bzw. als relativ sicher, bzw. als nicht völlig unsicher, bzw. wenigstens noch formal als Bank zu gelten:

1) Test, ob die Bank auf einem soliden Fundament gebaut wurde

Hierfür fliegt ein Testpilot eine zweimotorige Propellermaschine ungebremst in das Bankgebäude. Nach den Lösch- und Aufräumarbeiten und dem zu erwartenden Ansturm der Journaille muss wenigstens noch der Keller unbeschädigt sein, um den Test zu bestehen – denn hier parken in der Tiefgarage die ganzen Luxuskarossen der Führungsetage.

2) Test auf vorhandene Führungskompetenz

Wie belastbar ist ein Bankmanager in Krisensituationen? Um dies herauszufinden, müssen die Führungskräfte nur mit einem Tausend-Euro-Schein bekleidet in ein Bassin steigen, in dem ihnen das Wasser bis zum Halse steht. Während der Pegel weiter steigt, haben sie eine richtungsweisende Entscheidung zu fällen: Welchem der am Beckenrand versammelten fünf Politiker geben sie den Geldschein, wo doch nur einer von ihnen einen aus Steuergeldern finanzierten Schnorchel bei sich trägt? In der zweiten Testphase haben die Manager genau eine Stunde Zeit, um sämtliches Hab und Gut ihrer Bank zu retten und damit stiften zu gehen. Nur wenn sie in der Lage sind, in den nächsten zwei Wochen CIA, Interpol und die Russenmafia auszutricksen und am Leben zu bleiben, gelten sie als kompetente Führungskräfte.

3) Test auf Kundenfreundlichkeit

Um die Kundenfreundlichkeit zu testen, werden einhundert Bankkunden zufällig ausgewählt. Ein besonders mürrischer Kundenberater hat jeweils eine Stunde Zeit, die Kunden schlecht zu beraten, anzupampen, wie kleine Kinder zu behandeln und schlussendlich auszunehmen wie eine Gans am Feiertage. Wenn 90% der Kunden dennoch freundlich bleiben, spricht man von einer hohen Kundenfreundlichkeit, und das Geldinstitut braucht sich keine Sorgen zu machen, dass sich die Dummhansels nicht auch nach dem nächsten Crash weiter über den Löffel balbieren lassen werden.

4) Test auf ausreichende Transparenz

Es wird geprüft, ob die Banken regelmäßig ihre Bilanzen offen legen. Schließlich sind die Zahlenjongleure der großen Geldinstitute so kreativ, dass ihre Bücher Meisterwerke der phantastischen Literatur darstellen, die man dem kunstinteressierten Mitbürger nicht vorenthalten darf und die zum Weltkulturerbe gehören.

5) Test auf faule Papiere

Um herauszufinden, ob ein Papier faul ist oder nicht, vereinbart jede Aktie aus dem Bestand der Bank einen Termin bei ihrem zuständigen Arbeitsvermittler der Agentur für Arbeit. Erfüllt ein Papier nicht die Kriterien der im gemeinsamen Einverständnis getroffenen Wiedereingliederungsvereinbarung, gilt es fürderhin als faules Stück Scheiße und erhält völlig zurecht eine Sperrzeit von drei Monaten, in der es kein Arbeitslosengeld beziehen darf.

6) Test, ob ausreichend Liquiditätsrücklagen gebildet wurden

Hierfür werden die Kantine, der Kiosk an der Ecke und die gegenüberliegende Cocktail-Bar kurzzeitig geschlossen. Die Banker müssen nachweisen, dass sie auch ohne Unterstützung der Politik in der Lage sind, innerhalb weniger Stunden mindestens 25.000 Hektoliter hochprozentigen Alkohol aus ihren üblichen Verstecken wie Schreibtischschubladen, Blumentöpfen, Aktenddeckeln und dem Büstenhalter der Chefsekretärin hervorzukramen. So viel Alkohol braucht nämlich eine durchschnittliche Bank, um sich ihre eigenen Zahlen schönsaufen zu können.

7) Test, ob der Kapitalerhaltungspuffer den Mindestanforderungen entspricht

Um zu verhindern, dass sich das Kapital einer Bank durch übernatürliche Phänomene über Nacht verflüchtigt, muss jeder Banktresor mit einem Kapitalerhaltungspuffer gesichert werden. Er ist Teil eines Metrisches Regelgewindes, das von einer Kapitalerhaltungspuffmutter gehalten wird. Dieses darf allerdings nicht menstruieren, da es sich beim Kapitalerhaltungspuffer um einen antizyklischen Puffer handelt. Der Kapitalerhaltungspuffer sollte mindestens 30 cm lang sein, da er sonst aus der Kapitalerhaltungspuffmutter herausrutscht. Wem der Einsatz eines Kapitalerhaltungspuffers zu unsicher sein sollte, kann seinen Tresor auch mit einer Walther PPK vor übernatürlichen Phänomenen sichern oder das Geld einfach am Ende des Tages aus dem Safe herausnehmen und sich damit irgendwo in der Karibik einen schönen Lenz machen.

8) Test, ob innovatives Hybridkapital mit Rückzahlungsanreizen inzwischen nicht mehr als Tier-1-Kapital akzeptiert wird

Einige Banken schummeln, indem sie innovatives Hybridkapital mit Rückzahlungsanreizen, welches unter Basel II bis zu 15 % ausmachen konnte, immer noch als Tier-1-Kapital akzeptieren. Diesen kriminellen Machenschaften versuchen die Tester einen Riegel vorzuschieben, indem sie das innovative Hybridkapital mit Tierf-1-futter anlocken und anschließend in einem Tier-1-Asyl unterbringen. Andere Banken schummeln, indem sie ihren Kunden einfach das Blaue vom Himmel herunterlügen. Das ist in Ordnung. Diese Methode hat sich seit Jahrhunderten bewährt.

9) Test der Erhöhung der Kapitalanforderungen für Gegenparteienexposures aus Derivate-, Repo- und Wertpapiergeschäften sowie Reduktion der Prozyklität und Anreize zur Abwicklung von OTC-Kontrakten über zentrale Gegenparteien

Sobald die Wirtschaftsprüfer herausgefunden haben, was – zum Teufel – dieses elendige Basel-III-Kauderwelsch bedeuten könnte, werden sie sich geeignete Prüfmethoden einfallen lassen. Bis dahin können die Geldinstitute weiter wurschteln wie bisher, danach dann erst recht.

10) Abschlusstest

Jedem Prüfer werden zehn Millionen Euro auf ein Schweizer Nummernkonto transferiert.

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