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Das Europäische Wahlrecht

Was auf dem ersten Blick recht kompliziert erscheint, ist auf dem zweiten Blick noch viel unverständlicher: So sieht das Wahlrecht beispielsweise keine europaweiten Parteien vor, die in jedem Land der Europäischen Union gewählt werden können. Stattdessen wählt der einzelne Europäer die Parteien, die in seinem jeweiligen Land etabliert sind (bei uns also die Merkel, obwohl die gar nicht kandidiert). Diese wiederum bilden dann im Europaparlament mit ähnlich pervers veranlagten Parteien anderer Länder sogenannte „Fraktionen“, die unter hierzulande völlig unbekannten Namen wie ALDI, LIDL oder C&A firmieren, so dass niemand – nicht einmal die Parteien selbst - weiß, wer die Wahl eigentlich gewonnen hat. Außerdem gelten in jedem Mitgliedsland andere Wahlgesetze, so dass unter-25-jährige Italiener massenhaft nach Island, in die Slowakei oder nach Kuba auswandern, um überhaupt als Kandidaten aufgestellt werden zu dürfen. Übrigens stellt nicht jedes Land gleichviel Abgeordnete. Größere Staaten haben grundsätzlich mehr Abgeordnete als kleinere Staaten, allerdings haben kleinere Staaten dafür mehr Abgeordnete pro Einwohner. Das Wahlsystem wird als „hirndegenerative Großkotzionalität“ bezeichnet, im Gegensatz zum „Gießkannenprinzip“, das mittelkleine Staaten mit einer Gießkannendichte unter 100 kcal bevorteilen würde. Diese besondere Wahlrechtsarithmetik führt dazu, dass nach dem aktuellen Umrechnungskurs 23,8 griechische PASOK-Wähler einen deutschen Unions-Wähler aufwiegen (oder wahlweise verprügeln) würden. 7,95 belgische Bässe hätten gerade mal soviel Stimmgewalt wie dreikommaperiodedrei slowenische Sopranistinnen. Oder anders gesagt: 32,3 miesgelaunte salatessende Salafisten hätten mehr politische Sprengkraft als 65,75 minderjährige salomonische Salamander, obwohl beide Bevölkerungsgruppen in weiten Teilen der Lombardei und auf Malta gar nicht wahlberechtigt wären und die heikle Frage einer geplanten Sperrklausel für dänische Minderheitsparteien in Südossetien damit noch nicht einmal angeschnitten wäre. Was im Grunde aber auch völlig Wurscht ist, da es sich beim Europäischen Abgeordnetenhaus ohnehin nur um ein Frühstücksparlament handelt.

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