SCHIEFLAGE - Damit Sie in jeder Lage schief gewickelt sind!
Das Magazin für Kollateralscääden innerhalb der eigenen vier Wände

Nicht zu unrecht befürchten EU-Politiker und -Juristen, dass Katalonien zur Blaupause für andere unzufriedene ethnische Minderheiten werden könnte, wie man mit Separation droht, um Vergünstigungen zu erpressen, wie dieser Fall aus der jüngeren deutschen Zukunft zeigen wird:

Ihr Bayerlein gehet

10. Dezember 2017: Auf der gemeinsamen Weihnachtsfeier der beiden Unionsparteien lässt der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer die Bombe platzen: „Wenn Bayern als größter Zahlemann der Republik in den entscheidenden Fragen wie einer Flüchtlingsobergrenze oder dem Markenschutz für Münchner Weißwürste übergangen wird, müsse man sich Gedanken darüber machen, ob diese Republik Bayern überhaupt noch verdient habe und die Unabhängigkeit beider Staaten nicht die bessere Lösung wäre.“ Die Kanzlerin reagiert souverän: „Lieber Horst, wie du weißt, war ich noch nie der Meinung, dass diese Republik Bayern verdient hat. Deshalb freue ich mich natürlich umso mehr über dein großzügiges Wichtelgeschenk, auch wenn ich für Dich umgekehrt nur diesen kleinen Schokoladenweihnachtsmann mit dem Konterfei von Markus Söder gekauft habe.“ Nachdem Peter Tauber und Peter Altmaier als Karaoke-Duo „Die ungläubigen Peters“ den Text von „Ihr Kinderlein kommet“ spontan in „Ihr Bayerlein gehet“ umgedichtet hatten, zeigt der Bayrische Ministerpräsident der gestopften Weihnachtsgans den fettigen Stinkefinger und ruft in die Runde: „Ihr werdet euch alle noch umschauen!“

16. Januar 2018: Alexander Dobrindt verkündet während einer hitzigen Regierungsdebatte im Deutschen Bundestag, in der die anwesenden neun Abgeordneten der Regierungskoalition entweder eingeschlafen oder mit mit Käsekästchen beschäftigt sind, dass für den Frühsommer ein bayrisches Unabhängigkeitsreferendum geplant sei. Die AfD-Fraktion skandiert empört „Heim ins Reich!“

17. Januar 2018: Seehofer deutet bei „Maischberger“ an, dass es „immer noch nicht zu spät für eine gesamtdeutsche Regelung“ sei, wenn Angela Merkel ihm in zentralen Fragen wie der Umbenennung der Bundesrepublik Deutschland in „Heiliges deutsches Reich bayrischer Nation“, dem Bau einer Methanabzugshaube über dem Bayrischen Landtag aus Bundesmitteln und der Umwandlung von Volkswagen in ein Nähmaschinenwerk entgegenkomme.

22. Januar 2018: Steffen Seibert erklärt auf einer Pressekonferenz, dass die Kanzlerin nicht gewillt sei, sich in innerbayrische Angelegenheiten einzumischen.

11. Februar 2018: Während eines Auftritts bei Maybrit Illner beschwört Horst Seehofer Angela Merkel „nicht noch mehr politisches Porzellan“ zu zerbrechen. „Die Ehe zwischen Bayern und Deutschland hat sich bereits seit nahezu 150 Jahren bewährt. Sie sollte nicht an der persönlichen Eitelkeit der Kanzlerin scheitern müssen.“ Er selber würde viel lieber als Deutscher Bundespräsident denn als Bayrischer König in die Geschichte eingehen und sich zu Ostern sehr über einen kleinen Geschenkkorb aus Berlin als Anerkennung seines politischen Lebenswerks freuen.

31. März 2018: Nachdem auch am späten Samstagnachmittag kein österlicher Geschenkkorb eingetroffen ist, verkündet Horst Seehofer öffentlich den Termin für das Unabhängigkeitsreferendum am 30. Juni. „Wir schaffen das!“, schmettert er enthusiastisch in die jubelnde Menge auf dem Viktualienmarkt, die aus drei japanischen Touristen, einem Dorfdeppen aus dem Umland und der als Schwarzbunte verkleideten Kanzlerin besteht.

09. April 2018: Da offenbar niemand vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Unrechtmäßigkeit der geplanten Abspaltung klagt, wagt die Bayrische Landesregierung den Gang nach Karlsruhe, um stattdessen die Rechtmäßigkeit des Referendums feststellen zu lassen. Gleichzeitig macht Horst Seehofer deutlich, dass das Urteil, wie auch immer es ausfallen möge, für ihn ohnehin ohne Relevanz sei, da es sich beim Bundesverfassungsgericht um kein bayrisches Verfassungsorgan handele.

23. April 2018: Das Bundesverfassungsgericht entscheidet, dass Horst Seehofer tun und lassen kann, was immer er will, da Artikel 3 des Grundgesetzes besagt, dass niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Der bayrische Ministerpräsident fühlt sich daraufhin in seiner Position gestärkt, aber auch etwas beunruhigt.

02. Mai 2018: „Helft uns!“, so das leidenschaftliche Plädoyer der bayrischen Europaabgeordneten im EU-Parlament. Parlamentspräsident Tajani verspricht ihnen umgehend, dass der Markenschutz für Münchner Weißwürste jederzeit verhandelbar sei, wenn Bayern sich nicht nur von Deutschland separieren, sondern gleich ganz aus der EU austreten würde.

10. Mai 2018: Aufgrund massiver Flüchtlingsströme spricht sich die Kanzlerin für eine Obergrenze für asylsuchende Wirtschaftsflüchtlinge aus Bayern aus. „Viele Bürgerinnen und Bürger haben Angst vor dieser fremden Kultur und fühlen sich in Deutschland nicht mehr zuhause, wenn auf den Marktplätzen der Republik kein einziges deutsches Wort mehr gegrunzt wird.“ Es ist auch ein Lederhosenverbot im Gespräch.

12. Mai 2018: In Würzburg ruft Karl-Theodor zu Guttenberg zu einem Referendum auf, dass die sofortige Trennung Frankens von Bayern fordert. Gleichzeitig stellt das Freiherrntum Franken einen Antrag auf Mitgliedschaft in der EU, falls die Wiedervereinigung mit Frankreich scheitern sollte. Seehofer lässt die Unrechtmäßigkeit der Abstimmung umgehend vom Bayrischen Verfassungsgerichtshof prüfen und bittet alle Beteiligten, sich an dessen Urteilsspruch zu halten. Um Missverständnissen vorzubeugen, lässt die Bayrische Landesregierung das Nürnberger Zeppelinfeld von Panzern sichern.

27. Mai 2018: Bayern eröffnet in Berlin feierlich eine eigene Botschaft und beordert seinen Botschafter umgehend empört zurück, da die Bundesregierung diesen diplomatischen Affront schlichtweg ignoriert.

29. Juni 2018: Um Zeit zu gewinnen und mit Berlin noch einmal nachzuverhandeln, lassen Wahlhelfer der CSU über Nacht zweihunderttausend Stimmzettel verschwinden. Angela Merkel spricht von massivem Wahlbetrug: „Aber da ich meine Pappenheimer von der CSU kenne, habe ich die Bundesdruckerei angewiesen, Ersatzstimmzettel in ausreichender Menge herzustellen, so dass morgen jeder Bajuware der Unabhängigkeit zustimmen kann.“

30. Juni 2018: Horst Seehofer ruft am Wahltag zum Boykott des Referendums auf: „Wir Bayern lassen uns nicht von Berlin aus vorschreiben, wann und wie wir unser gottgegebenes Selbstbestimmungsrecht in Anspruch nehmen wollen. Wenn die in Berlin uns loswerden wollen, dann bleiben wir in München schon aus Trotz der gemeinsame Sargnagel unserer Republik.“ Die Volksabstimmung findet dennoch statt, da Bundespolizisten die Wähler mit Gewalt an und in die Urnen treiben.

04. Juli 2018: Noch vor der Auszählung des Referendums zerbricht in Berlin die Jamaika-Koalition an der Frage, ob toxische Wertpapiere zukünftig auf Recyclingpapier gedruckt werden müssen. Horst Seehofer bedankt sich freundlich für den Geschenkkorb, den ihm die Bundeskanzlerin zum Geburtstag geschickt hat: „Das wäre doch gar nicht nötig gewesen, liebste Angela. Besonders mit den ‚Original Münchner Weißwürsten®‘ hast du mir eine große Freude gemacht!“

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