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Die DDR, die gab's gar nicht ...

Was die wenigsten wissen, die von den Schattenseiten des real-existierenden Sozialismus sprechen: die DDR gab es gar nicht. Sie war der erste virtuelle Staat in der Geschichte der Menschheit.

Ab August 1943 widmete sich eine Forschergruppe der Nazis in Peenemünde der Entwicklung virtueller Intelligenz. Vordergründiges Ziel war die Fertigung eines virtuellen Führerhirns (das Originalhirn wurde nach einem Granatentreffer in der Schlacht an der Somme bereits 1916 operativ entfernt). Nachdem die Wissenschaftler unter Leitung des berühmten Computerexperten Konrad Zuse Anfang 1945 feststellten, dass sich die Begriffe Führer und Intelligenz gegenseitig ausschließen, wurde das Entwicklerteam damit betraut, wenigstens den Zweiten Weltkrieg virtuell zu gewinnen.

Im Mai 1945 gelang es Zuse und seinen Mannen virtuell in der Mandschurei einzumarschieren, aber das interessierte zu diesem Zeitpunkt keine Sau mehr. Nach der – diesmal realen – Kapitulation blieben die Pläne bis ins Jahr 1948 unter Verschluss. Dann kam der gelernte Informatik-Tischler Walter Ulbricht auf die aberwitzige Idee, ein ganzes Land virtuell aus seinen Ruinen auferstehen zu lassen. Um dieses gigantische Projekt verwirklichen zu können, arbeiteten 1949 rund dreihundert Wissenschaftler im sieben Jahre später gegründeten VEB Elektronische Rechenmaschinen Karl-Marx-Stadt virtuell rund um die Uhr. Am 7. Oktober 1949 war es dann soweit. Die virtuelle DDR wurde auf die heutigen Neuen Bundesländer aufgespielt. Boot-Sektor war Rostock, wegen seiner geographischen Nähe zum Meer. Was im Politbüro kaum jemand zu glauben hoffte, wurde virtuelle Realität. Weihnachten 1949 glaubten immerhin schon knapp 85% der Westbürger, dass es eine DDR gäbe und rund 20% der DDR-Bevölkerung waren von der Existenz ihres Staates überzeugt.

Die Basisversion der DDR beschränkte sich auf das Wesentliche und ist für heutige Computerspieler kaum noch interessant. Die Häuser, die man mit dem Programm bauen konnte, sahen wegen der veralteten Grafikkarte alle gleich und ziemlich grau aus. Außerdem war eine Wirtschaftssimulation integriert und man konnte mit ein wenig Fleiß und Geschick zum Brigadier aufsteigen. Die Einkaufssimulation verbrauchte zu viel Arbeitsspeicher, weswegen es immer wieder zur Schlangenbildung vor den Geschäften kam. 1957 wurde das erste Update „Trabi go“ veröffentlicht, das es ermöglichte, auf niedliche kleine Autos zu warten, mit denen man dann virtuelle Bräute aufreißen konnte, anstatt irgendwelche langweiligen Parteisitzungen zu simulieren. Es folgten in den folgenden Jahren noch Patches wie „Datsche“, „Balaton“ und „FDJ“, die eingefleischten DDR-Enthusiasten viele Stunden heiteren Spielspasses garantieren sollten.

Als das Konkurrenzbetriebsystem „Adenauer“ immer stärker auf die Systemressourcen der DDR zugriff, entschloss sich Systemadministrator Ulbricht im Jahre 1961, eine staatsumfassende Firewall einzurichten, um den Systemabsturz zu verhindern. Ein Jahr später wurde die Kampfsimulation „NVA“ zeitgleich mit dem Hotfix „Kalter Krieg“ aufgespielt.

Mit der Entwicklung des Großrechners Robotron 300 im Jahre 1966 konnte die Speicherkapazität so stark erweitert werden, dass man über eine Generalüberholung des alten Betriebssystems nachdenken konnte. Da den verantwortlichen Genossen nichts sinnvolles einfiel, wie sie ihre DDR noch besser machen könnten, entschlossen sie sich, einen neuen virtuellen Parteivorsitzenden zu kreieren, diesmal einen ohne Bart. Er erschien 1971 als sogenannter „Honecker“. Darüber hinaus wurde der Robotron 300 in erster Linie zur Entwicklung einer völlig neuen Spyware genutzt.

Eigentlich waren zum vierzigjährigen Betriebssystemjubiläum der DDR einige interessante neue Features geplant. So sollten die Updates „Ausgerechnet Bananen“, „So werden wir Fußball-Weltmeister“ und „Angelika Unterlauf nackt“ zum kostenlosen Download zur Verfügung stehen. Außerdem sollte ein neuer virtueller Parteivorsitzender entwickelt werden, diesmal wieder einer mit Bart. Aber da Walter Ulbricht nun schon 16 Jahre tot war und das DDR-Sandmännchen in der westdeutschen Botschaft in Prag festsaß, musste man auf das etwas unfertig wirkende Patch „Krenz“ zurückgreifen.

Während die Programmierer damit beschäftigt waren, die DDR bunter und attraktiver zu gestalten, ersannen finstere Computerhacker das fiese Virus „Montagsdemo“. Dieses Virus entzog den Systemadministratoren der DDR sämtliche Zugriffsrechte auf das Programm, so dass Ihnen nichts anderes übrig blieb, als die DDR an den Marktführer „Big Brother“ zu verscherbeln. Dieses Betriebsystem ist inzwischen deutschlandweit installiert. Die Ost-Software, die vierzig Jahre lang treue Dienste geleistet hat, wanderte zum Großteil in den virtuellen Papierkorb. Nur das Update „Rechtsabbiegerpfeil“ und das Security-Programm „STASI“ wurden inzwischen in die „Big-Brother“-Software integriert. Außerdem fanden westdeutsche Programmierer in der Ablage ihrer ostdeutschen Kollegen noch einen weiteren Entwurf für einen neuen virtuellen Parteivorsitzenden, diesmal wieder einen ohne Bart. „Merkel“ wurde 2005 als Kanzlersoftware installiert.

Die Zufriedenheit unter den Usern hat inzwischen deutlich nachgelassen. Das alte Betriebsystem lief einfach stabiler. Immer häufiger verschwinden durch fehlerhafte Programmierung mit einem Schlag ein ganze Großbetriebe, was dann immer einen Neustart zur Folge hat. Und mit dem Service-Pack „EURO“ hat sich der „Big-Brother“-Hersteller Deutsche Bundesregierung ein echtes Eigentor geschossen. Deshalb hier mein Tipp an alle Tüftler: angeblich sollen Teile der alten DDR auch unter LINUX laufen.

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