SCHIEFLAGE - Damit Sie in jeder Lage schief gewickelt sind!
Das Magazin für gesellschaftsrelevante Liebestechniken

ERSTE HEXE Wann treffen wir drei uns das nächstemal
Bei der Bürgermeisterwahl?
ZWEITE HEXE Wenn der Wirrwarr ist zerronnen,
Schlacht verloren und gewonnen.
DRITTE HEXE Noch vor Untergang der Sozen.
ERSTE HEXE Wo der Ort
ZWEITE HEXE Hannover dort!
DRITTE HEXE Da zu treffen Onay. Fort!

Die Zauberbürgermeisterwahl von Hannover

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die sind einfach so. Zum Beispiel, dass Wasser nass ist. Oder dass Steine nicht nach oben fallen. Oder dass der Hannoversche Oberbürgermeister von der SPD gestellt wird. Das sind Naturgesetze. Wenn die auf den Kopf gestellt werden, kann man davon ausgehen, dass Hexerei im Spiel ist.

Und so verwundert es nicht, dass viele der gefühlt 10 Millionen hannoverschen SPD-Wähler bei der OB-Wahl, die sonst in der Regel immer sauber und diskret ablief, wie durch Zauberhand geführt die falschen Parteien wählten. So hörte man vor den Wahllokalen immer wieder Aussagen wie „Es war eine innere Blockade“, „Mein Kreuz rutschte in die falsche Reihe“, „Es verschwamm alles vor meinen Augen“ oder „Meine Frau war schuld“, und die paar Wähler, denen es gelang, den mächtigen Zauber zu durchdringen, um die natürliche Ordnung zu bewahren, klagten hinterher über Kopfschmerzen, Übelkeit und schlechtes Gewissen. Die Folge: Der Oberbürgermeisterkandidat der SPD, Marc Hansmann, schafft es noch nicht mal in die Stichwahl, das Wasser in Hannover schmeckt plötzlich so trocken, dass man auf Spirituosen umsteigen muss, und die verängstigte Bevölkerung deckt sich mit Amuletten, Traumfängern und Schutzzaubern ein.

Doch von wegen Naturgesetze: Geschwindigkeit ist keine Hexerei, Beständigkeit schon. Deshalb haben die hannoverschen Sozialdemokraten eine Flatrate mit dem Teufel abgeschlossen: Kurt Schumacher hat seinen rechten Arm an ihn verhökert, um die SPD bis zum jüngsten Tag auf dem Stadtthron zu etablieren. Herbert Schmalstieg hat sogar seinen zweiten Frühling an ihn verschachert, um die Stadt mehr als 34 Jahre regieren zu können. Und war das Haar von Gerhard Schröder nicht viel zu schwarz, um nicht von des Teufels Großmutter gewebt worden zu sein?

Warum der rote Budenzauber plötzlich nicht mehr funktioniert, erklärt Prof. Harold Potter vom Hogwards Institut für angewandte Magie: „Das Zauberwort lautet FILZ, was für ‚Flächendeckender Illusions- und Leichtgläubigkeitszauber‘ steht und dazu führt, dass die Leute den größten Dilettantismus noch nicht mal dann erkennen wollen, wenn er ihnen auf die Füße fällt. Es handelt sich um einen sehr mächtigen Zauber, der allerdings auch sehr viel Kraft erfordert, um die herbeigezauberte Parallelwelt aufrecht zu erhalten. Dafür musste die SPD sogar ein riesiges Heizkraftwerk an der Ihme bauen, das tatsächlich lange Zeit genügend taumaturgische Energie lieferte, um den Anschein zu wahren. Weil sich jedoch Doris Schröder-Köpf ihre Frisur ruinierte, als sie mit ihrem Besen in eine magische Abgaswolke geriet, musste der Mittlere der drei Kraftwerkblöcke auf Druck ihres Mannes stillgelegt werden. Seitdem haben die Genossen nicht mehr genügend Saft auf ihrem FILZ und die heile Sozenwelt bekommt immer mehr Risse. Dass sich der zurückgetretene OB Stefan Schostok wegen schwerer Untreue verantworten muss und ganz Hannover von einer Rathausaffäre spricht, beweist, dass sich die Energiebarriere zwischen den unterschiedlichen Realitäten inzwischen komplett aufgelöst hat.“

Schlechte Voraussetzungen also für den SPD-Wahlkampf, zumal der parteilose CDU-Kandidat Eckhard „Ecki“ Scholz sich ganz der Schwarzen Magie verschrieben hatte. Seine Hemdsärmeligkeit kam bei den Leuten gut an, denn so konnte er locker mal ein Ass oder ein bezauberndes Wahlversprechen aus dem Ärmel schütteln. Sein gewinnendes Lächeln hatte er sich durch den Verzehr der Grinsekatze auf sein Gesicht gezaubert. Doch sobald die Sonne unterging, wirkte er dunkle Voodoo-Zauber. Eines Nachts wurde er dabei beobachtet, wie er seinem SPD-Konkurrenten Marc Hansmann einen Schnurrbart auf die Wahlplakate pinselte. Und siehe da: Am nächsten Morgen musste dieser sich rasieren und da war der Bart ab.

In seiner Not griff der rote Merlin Hansmann auf Zauberformeln aus dem frühen 13. Jahrhundert zurück: „Hannover besser machen“ (ein Verwirrzauber), „Hannover bezahlbarer machen“ (ein Korruptionszauber) und als das alles nicht half: „Hannover kindgerechter machen“. Er beschwor damit Martin Kind, den gefürchteten Hexenmeister aus dem Burgwedeler Märchenwald, der Taube wieder hörend und Rote Zwerge wieder europapokaltauglich zaubern konnte. Doch als Hansmann einen Tag vor der Wahl erfuhr, dass Hannover 96 in Karlsruhe in der allerletzten Sekunde den Ausgleich kassiert hatte, wusste er, dass mit Kinds Magie kein Rathaus mehr zu machen und dass die Beschwörung ein Hexenschuss in den Ofen gewesen war.

Wo zwei sich verhexen, freut sich der Dritte! Belit Onay, der von seinen Wählern auch der „Grüne Gandalf“ genannt wird, verzauberte mit seiner Mission, die Ringträgerin Greta gegen die Schwarzen Reiter zu verteidigen, Legionen von Hobbits und Fahrradfahrern. Dabei schwor er auf fairgetradete und ökologisch vollständig abbaubare Zaubersprüche von Naturgeistern und Kräuterhexen. „Nur Grüne Magie ist Weiße Magie. Wer sich mit Beelzebub einlässt, muss mit seiner Seele zahlen. Oder schlimmer noch, bis an sein Lebensende SUV fahren!“ Solche Sprüche liebt das Wahlvolk – da half es auch nichts, wenn seine Kontrahenten darauf hinwiesen, dass der Klimawandel bereits im Mittelalter durch das massenhafte Verbrennen solcher Ökospinner wie Onay eingeleitet werden musste.

Der Wahlkampf zerstörte das Stadtbild völlig. Überall hingen Plakate mit Zaubersprüchen und Gegensprüchen, und so geschah es nicht selten, dass die Bürger beim Brötchenholen als SPD-Wähler in die Bäckerei gingen und als Grünen-Wähler wieder herauskamen. Oder dass sie als CDU-Wähler in den Puff gingen und mit einem Tripper wieder herauskamen. Sogar vom 87,24 km entfernten Brocken aus konnte man während des Wahlkampfs in klaren Nächten die roten, grünen und schwarzen Blitze sehen, die das Neue Rathaus umzüngelten. Doch ganz egal, wer dort regiert – eines ist sicher: Hannover wird für immer die zauberhafteste Stadt der Republik bleiben!

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