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Interview mit einem Vamp(ir)

Unser Amerika-Korrespondent Hans-Ulrich Pöppel im Gespräch mit Chantal Deluxe, Leiterin einer Spezial-Abteilung der CIA.


Miss Deluxe, sie leiten innerhalb der CIA eine Abteilung, der die Ausbildung junger Spezialagentinnen obliegt. Welche Rolle spielen diese Frauen, die auch „Spione im Spitzenhöschen“ genannt werden, für den amerikanischen Geheimdienst.

Miss Deluxe: Wir haben uns ganz der Rufschädigung integrer Persönlichkeiten verschrieben. Unsere erfolgreichen Absolventinnen stehlen sich heimlich in die Hotelzimmer von Staatsfeinden und täuschen dort eine Vergewaltigung vor. In der Folge können wir die entsprechende Zielperson mit dieser Schuld kompromittieren.

Ist dies nicht im höchsten Maße moralisch verwerflich?

Miss Deluxe: Keinesfalls. Wir mussten vorher wesentlich drastischere Methoden anwenden, um die Zielperson für unsere Ziele zu gewinnen: Folter, Gehirnwäsche, Liquidierung, die Katzenberger. Unsere neue Vorgehensweise dient nur der Humanisierung von unvermeidlichen politischen Meinungsbildungsprozessen.

Kann sich jede Frau an ihrer Schule bewerben?

Miss Deluxe: Prinzipiell schon. Natürlich ist die Ausbildung zum „Special Underwear Agent“ eine ganz normale Lehre wie jede andere auch. Allerdings achten wir schon auf eine gewisse – ääähm – „Konstitution“, damit die von uns erhobenen Vergewaltigungsvorwürfe glaubhaft erscheinen.

Wie darf ich mir ihre Ausbildung vorstellen?

Miss Deluxe: Die Schulung dauert fünf Jahre und endet mit einer mündlichen Prüfung im Weißen Haus, für die unsere Praktikantin Miss Lewinsky die Schülerinnen entsprechend vorbereitet. Die Grundausbildung umfasst die Fächer „Entriegelung von Türschlössern“ (Dozent: Egon Olsen) , „Verführung der Zielperson bei gleichzeitiger Sicherung gentechnischer Beweise“ (Dozentin: Angela Ermakova), „Selbst beigebrachte Vergewaltigungsspuren“ (Dozentin: Morticia Addams) sowie „Tränen als Beweismittel“ (Dozent: Michael Holm). Wir legen die Latte unserer Unterrichtsziele bewusst hoch; wer bei der Prüfung versagt, muss sich zu Hause wieder von seinem eigenen Mann vergewaltigen lassen.

Fünf Jahre erscheinen mir ziemlich lang für eine solche Ausbildung ...

Miss Deluxe: Sie glauben gar nicht, wie schwierig es in den Zeiten der Emanzipation geworden ist, Frauen beizubringen, sich auch wie solche zu benehmen. Selbst die einfachsten Basics wie „Schmachtender Blick“ oder „Laszives Lippenlecken“ müssen von den Absolventinnen oft monatelang einstudiert werden. Vor ein paar Wochen hat sich eine Schülerin vom Dach des Schulgebäudes gestürzt, weil ihr zu Unterrichtszwecken in den Mantel geholfen wurde.

Plaudern sie doch mal aus dem Nähkästchen: Wie fingieren sie Beweise für eine angebliche Vergewaltigung?

Miss Deluxe: Zerrissene Kleider, Kratzspuren an den Innenseiten der Oberschenkel, Kondome aus dem Papierkorb ... das sind eigentlich alles nur ziemlich billige Show-Effekte, die dem Prozess ein wenig Glamour verleihen sollen. Die Zielperson wird ohnehin in den meisten Fällen aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Doch genau das macht den Sexualstraftäter wider Willen in den Augen des erregten Publikums nur um so schuldiger. Schließlich hat er noch nicht einmal den Mumm, für seine nicht begangenen Missetaten geradezustehen. Und als ob er das mutmaßliche Opfer verhöhnen wollte, lässt er sich von einem skrupellosen Anwalt auch noch aus dem Gefängnis rausboxen.

Aber dann haben sie ihr Ziel doch verfehlt ...

Miss Deluxe: Keineswegs. Möchtegernvergewaltiger wie Assange, Strauss Kahn oder Kachelmann sind doch gesellschaftlich für alle Zeiten erledigt. Dabei hatte jeder von ihnen die faire Chance, seinen virtuellen Fehltritt wieder auszubügeln: Assange sollte uns einzig und alleine ein paar belanglose Dokumente überlassen, Strauss Kahn baten wir ganz bescheiden um eine amerikafreundlichere Währungsfondpolitik und Kachelmann hätte bei uns einfach nur gut Wetter machen müssen.

Das klingt nach Erpressung ...

Miss Deluxe: Wir bevorzugen den Begriff „Kooperation“. Schließlich liegt uns sehr daran, dass unsere Kooperationspartner – wie zum Beispiel Fidel Castro, Barack Obama, Papst Benedikt XVI., Thomas Gottschalk oder Angela Merkel – einen ausgezeichneten Leumund haben. Und da vergessen wir dann auch gerne mal eine frei erfundene Episode.

Was ist mit Silvio Berlusconi?

Miss Deluxe: Es ist gar nicht so leicht, sich etwas einfallen zu lassen, womit man Berlusconi noch mehr kompromittieren könnte, als er sich ohnehin schon selbst desavouiert. Und wenn wir mal eine Idee haben, stellen wir fest, dass er schon längst ein Gesetz erfunden hat, das diese Schandtat legalisiert.

Haben sie denn keine Angst, dass mein Artikel einen weltweiten Widerstand gegen die Machenschaften ihrer Abteilung auslösen könnte?

Miss Deluxe: Ich glaube nicht, dass dieses Interview jemals veröffentlicht werden wird.

Was macht sie da so sicher?

Miss Deluxe: Weil sie als Journalist nun mal die heilige Pflicht haben, die Sau durchs Dorf zu treiben. Und wir liefern ihnen das Borstenvieh frei Haus. Schließlich gilt in der freien westlichen Welt das rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung: Unserem natürlichen Weibsbild zufolge wird die Frau unschuldig geboren, während der Mann als schuldig zu gelten hat, sobald die Presse ihn verurteilt. Doch ohne unsere Kooperation würden ihnen sämtliche Beweise – die es ja nicht gibt – fehlen, um dieses gewinnträchtige Win-Win-Urteil fällen zu können. Die Höhe ihrer Auflagen verhält sich also reziprok zu der Niederträchtigkeit unserer Unterlagen. Dabei bedienen wir alle nur die Wünsche des kleinen Lesers: Wer zu hoch fliegt, soll desto platsch. Und ihre Leserinnen würden schwarz oder gar schwarzer sehen, wenn sie einen potentiellen Vergewaltiger freisprechen und allen zukünftigen Tätern damit einen Freibrief ausstellen würden. Die Tatsache, dass diese Lustmolche unsere Agentinnen nicht vergewaltigt haben, spricht sie doch nicht davon frei, dass sie andernfalls zukünftig andere, unschuldigere Frauen hätten belästigt haben können.

Es reicht mir. Ich werde dieses perverse Spielchen ganz bestimmt nicht mitspielen. Und ich habe ja immer noch die Tonbandaufzeichnung unseres Gesprächs.

Miss Deluxe: Wenn sie mir so kommen ... (Miss Deluxe zerreißt ihre Bluse) ... Okay, Kleiner, it’s showtime ...

Miss Deluxe, ich danke ihnen für dieses Gespräch.

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