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Jodelzensur

Der folgende Sketch wurde am 8.10.1978 gedreht und sollte zusammen mit der Muttersequenz "Jodelschule" am 7.12.1978 von Radio Bremen im Rahmen der Sendung "Loriot VI" ausgestrahlt werden. Dieses Vorhaben scheiterte am Veto des Bayerischen Rundfunks, der diese Szene wegen seiner kritischen Untertöne gegenüber Franz-Josef Strauß nicht senden wollte und damit drohte, während der Ausstrahlung von "Loriot VI" aus dem Gemeinschaftsprogramm der ARD auszusteigen und ein volkstümliches Alternativprogramm zu senden. Der Sketch wurde kurzfristig durch die Szene "Der Kosakenzipfel" ersetzt.

Es spielen:

Heinz Meier - Herr Hoppenstedt
Evelyn Hamann - Frau Hoppenstedt

Herr und Frau Hoppenstedt liegen im gemeinsamen Ehebett. Sie studiert ein Jodel-Lehrbuch.

Sie: Hier steht, daß beim 'Erzherzog-Johann-Jodler' der Kehlkopfschlag nicht zu akzentuiert sein sollte, sondern eher in ein leichtes Glissando übergehen könnte. Glaubst du, daß mein Kehlkopfschlag zu hart ist?

Er: Gestern hat die Dings ... na, die Maria Hellwig im 'Blauen Bock' den 'Erzherzog-Johann-Jodler' gejodelt.

Sie: Was hat das denn mit meinem Kehlkopfschlag zu tun? (nimmt ihr Buch wieder in die Hand und liest ein paar Sätze) Außerdem sagt Herr Dr. Vogeler, daß die Hellwig einen völlig falschen Ansatz in den hohen Tönen hat und das 'diri-diri-dodel-jööh' völlig verwaschen vorträgt. Ungefähr so: 'dridridudljö'. So kann man einfach nicht jodeln.

Er: Ach, dem Publikum hat es aber gefallen.

Sie: Das Publikum hat keinen Sinn für Tradition.(nimmt wieder ihr Buch zur Hand, übt leise vor sich hin) holleri-du-dadel-do ...

Er: Der Dicke aus Bayern, na, der Franz-Josef Strauß, der mag auch die Dingsda.

Sie: Was versteht denn Franz-Josef Strauß vom Jodeln?

Er: Immerhin regiert er Bayern.(kurze Pause) Außerdem hat die Dings, äh, die Hellwig schon mehrere goldene Schallplatten gewonnen.

Sie: Und das ist für dich ein Argument?

Er: Naja, das zeigt doch, daß die Leute sie mögen.

Sie: Die Kunst des Jodelns, also die Jodelkunst als solche, hat sich bereits in der frühen Bronzezeit entwickelt und wurde seitdem ständig perfektioniert. Glaubst du, all die fröhlichen Landarbeiter im Süden der Republik haben sich über Jahrhunderte ihre Stimmbänder blutig gejodelt, nur damit du und deine Leute jetzt ihren Spaß daran haben?

Er: Ich habe nur gesagt, daß die Dings, äh, die Hellwig schon mehrere goldene Schallplatten gewonnen hat. Würdest du nicht auch mal gerne im 'Blauen Bock' auftreten?

Sie: Und meine Seele dem Teufel verkaufen wie die Dings, äh, die Hellwig? Nein, nein, mein Lieber. Das Jodeln ist eine Kunstform, die nur in einem klassischen Konzertsaal vor Kennern und Liebhabern des Kunstjodelns vorgetragen werden sollte. Wenn überhaupt. Manche besonders ausgefeilten Jodler sollten besser niemals ausgeübt werden, da sie ohnehin nur auf Unverständnis stoßen würden.

Er: Also willst du keinen Erfolg in deinem Beruf haben?

Sie: Erfolg, Erfolg! Ihr Männer seid so primitiv und ordinär. Ihr könnt immer nur an den Erfolg denken. Das Jodeln ist doch kein Beruf, sondern eine Berufung.

Frau Hoppenstedt knippst die Nachtischlampe aus. Totale Dunkelheit. Man hört, wie sich beide unruhig im Bett hin- und herwälzen.

Sie (versöhnlich) : Wollen wir noch ein wenig kuscheln?

Er: Nein, das ist mir zu primitiv und ordinär.

Sie: Mein Gott, dann jodele ich halt woanders ...

Er (leise zu sich) : Frauen sollten einfach keine Arbeit mit nach Hause nehmen.



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